Excerpt from Darwinismus und Sozialismus, oder der Kampf Um das Dasein und die Moderne Gesellschaft
Büchner: Dnmlnlsmns und Sozialismus. 1 die wildesten und grausamsten Bestien als fromme Lämmer erscheinen müssen. Aber wenn auch diese Zeiten wildester Barbarei und Zerfleischungswut in zivilisierten Ländern gröss tenteils vorüber sind, so wiederholen sie sich doch in andrer Form in jenen erschütternden gesellschaftlichen Tragödien von Mord, Selbstmord, Hungertod, unverschuldeter Krankheit, frühzeitigem Tod, Arbeitslosigkeit u. S. W., welche wir beinahe tagtäglich an uns vorüber müssen ziehen lassen, ohne im Stande zu sein, ihre schreckliche Wiederkehr zu verhüten oder ohne ihnen mehr als eine kurze Regung des Mitleids schenken zu können. 5agtäglich sehen wir Menschen aus Mangel der notwendigäen Lebensbedürl'nisse schnell oder langsam zu Grunde gehen, während dicht neben ihnen der besser situierte Teil der Gesellschaft in Überfluss und Wohlleben erstickt, und während der national-wohlstand einen nie ge scheuen, aber in der Regel nur Einzelnen zu Gute kommen den Aufschwung nimm/ty Wenn wir sehen, dass Hundert tausende in Üppigkeit verderben, während Millionen das selbe Schicksal erleiden durch Darben und Entbehren, so wird man beinahe versucht, jenem englischen Schriftsteller Recht zu geben, welcher fragt: „ist es in Ordnung, dass Millionen beinahe Hungers sterben, damit einige Tausende an Dyspepsie (magenüberladung) zu Grunde gehen?
Die Statistik hat die traurige Thatsache an das Licht ge bracht, dass die durchschnittliche Lebensdauer der Armen kaum etwas mehr, als die Hälfte der Lebensdauer der Reichen beträgt. Also wird der Arme durch die einfache Thatsache seiner Armut nicht bloss um den Genuss des Lebens, sondern' auch um das Leben selbst gebracht. Am schwersten lastet dieser Fluch der Armut auf der armen, unschuldigen Kinderwelt, welche schon mit ihrem ersten Atemzuge den Keim eines frühen Todes oder späterer Krankheit in sich aufnimmt, und zwar hauptsächlich durch gesellschaftliches Verschulden. Die Statistik zeigt, dass im Durchschnitt schon die Hälfte aller Kinder der Armen vor Erreichung des fünften Lebens jahres dieses irdische ]ammerthal wieder verlässt infolge von Mangel, schlechter Pflege u. S. W. Der riesige national ökonomische Schaden dieses foflwährenden zwecklosen Kom mens und Gehens springt in die Augen. Alle die Millionen Ausgaben an Geld und Arbeit, welche auf diese Kleinen verwendet worden sind, gehen mit: ihrem Tode für die Ge samtheit unwiderbringlich verloren und können nie wieder durch deren spätere Thätigkeit ersetzt werden.
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